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crazeOffline
LC8 Junkie
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Anmeldungsdatum: 19.09.2003
Beiträge insgesamt: 253

BeitragVerfasst am : Do, 16. Dez 2004, 10:53    Titel: Antworten mit Zitat

Servus,

setze ich mal ohne Kommentar hier rein:

Auszug aus VCD-Magazin "fairkehr" 3/2003, S. 20-21)
Der freie Motorjournalist Burkhard Strassmann berichtet von seinen Erfahrungen

"Embedded Journalist"

Geschenke, Aufmerksamkeiten, Streicheleinheiten, und geldwerte Vorteile - der im Irakkrieg so viel bestaunte "embedded journalist" ist im Motorjournalismus die Regel. Dazu kommt: Wer ein paar Jahre dabei ist, zum Tross gehört, wird stets als "Familienmitglied" begrüßt. Das führt zu einer durchaus erwünschten sozialen Kontrolle. Und die Fürsorge der Konzerne endet ja nicht, wenn die Dienstreise vorüber ist. So flattern regelmäßig Einladungen auf den Schreibtisch, die aber auch gar nichts mehr mit Journalismus zu tun haben. Skoda lud mich mal ein, für ein paar Tage nach Österreich in den Schnee zu kommen. Einfach so. Mit Familie, versteht sich.

Und dann gibt es die Erleichterungen im Alltag. Journalisten allgemein nehmen gern und ohne Bedenken Journalistenrabatte in Anspruch. Telefon und Handy ohne Grundgebühr, Computer und HiFi mit satten Abschlägen, Neuwagen (und Ersatzteile wie Reifen etc.) bekommen sie um 15 Prozent billiger als Normalsterbliche. Motorjournalisten kaufen Autos noch billiger ein, indem sie Fahrzeuge aus der Testflotte übernehmen. Die Kings unter den Kollegen sind solche, die für die wichtigen Meinungsbildner der Nation arbeiten. Sie brauchen überhaupt kein Geld mehr fürs Autofahren auszugeben. Sie haben immer Testfahrzeuge vor der Tür stehen und können sich einen Privatwagen, Steuer, Versicherung und eine ganze Menge Spritgeld sparen.

Schwedischer Elchtest

Glaubt man ausländischen Kollegen, muss das Image der deutschen Motorjournalisten hinsichtlich seiner Unabhängigkeit von der Fahrzeugindustrie besonders miserabel sein. Was bekam man nicht von ausländischen Kollegen alles zu hören, als seinerzeit der kleinste Mercedes, die A-Klasse, im später so genannten Elchtest umkippte. Deutsche Motorjournalisten wussten nämlich schon vorher um die Schwäche, blieben aber brav. Ein schwedischer Kollege musste erst verunglücken, bevor das konstruktive Desaster öffentlich wurde. Als das Auto auf der Seite lag und der Testfahrer verschrammt war, rief der Schwede zuerst das Fernsehen an. Dann die Ambulanz. Und dann Mercedes. Ein braver deutscher Motorjournalist hätte zuerst die Pressestelle alarmiert, die sofort das Gelände abgeriegelt hätte. Der schwedische Kollege sagte mir später, er hätte wochenlang Angst um seine körperliche Unversehrtheit gehabt. Reine schwedische Paranoia, versteht sich.

In Deutschland wäre solch eine Angst auf jeden Fall unsinnig. Hier funktioniert die Kontrolle der Berichterstattung auch noch in den seltenen Fällen, dass ein Journalist trotz aller Nettigkeiten und Umarmungen aus dem Ruder läuft. Dann genügt ein Anruf in der Chefredaktion. Einmal ging es in der Titelgeschichte des Nutzfahrzeugmagazins, für das ich lange geschrieben habe, um Abschleppunternehmen. Ein Abschleppwagen war auf dem Titelblatt abgebildet, der einen Mercedes S-Klasse geschultert hatte. Und? Skandal! Eine S-Klasse, bekam der Chef zu hören, geht nicht kaputt, basta! Hatte der Chef wieder was gelernt. Wenig später erhielt ich bei derselben Firma ein mehrjähriges Hausverbot. Grund: Ich hatte jene lustige Begebenheit in Sevilla, bei der ein global player eine winzige Flamencotruppe nicht zum Schweigen bringen konnte, unanständigerweise in einer Wochenzeitung glossiert.

Und wieso lässt sich eine freie Presse so etwas gefallen? Betrachten wir das Schicksal einer Geschichte, die ich über Tankkarten recherchiert hatte. Tankkarten benutzen Lkw-Fahrer gern, weil sie damit Rabatt bekommen und kein Bargeld mit sich herumtragen müssen. Ein Mitarbeiter des Mineralölkonzerns BP hatte mir erzählt, dass in Spanien Trucker auch Huren mit der Tankkarte bezahlen. So etwas plauderte ich natürlich begeistert weiter. Nun begab es sich, dass irgendwelche Hierarchen bei BP Wind von meinem kleinen Interview bekamen. Sie riefen meinen Chefredakteur an und verlangten Einsicht in mein Manuskript, die sei erhielten. Daraufhin erreichte die Redaktion ein Brief, wie ich ihn noch nie gesehen hatte: Die eine Hälfte zierte ein klotziger Briefkopf mit den Namen zahlloser Rechtsanwälte. Die andere Hälfte bestand aus wüsten Drohungen. Der Bericht wurde nie gedruckt. Der Chefredakteur wies mich auf die regelmäßigen ganzseitigen Anzeigen des Mineralölkonzerns hin."



Kommentar überflüssig.

Gruß, Martin

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beam me up, Scotty, there´s no intelligent life on this planet!
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