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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Sa, 15. Aug 2009, 22:27 Titel: Asien Express - spektakuläre Abenteuerreise in 8 Wochen |
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Hallo Leute,
am 01.08.2009 haben sich zwei wagemutige KTM Piloten mit ihren KTM Adventure auf eine Reise durch 19 Länder bis in die Mongolei aufgemacht. Die Abenteuerreise wird von Presse, Funk und Fernsehen verfolgt. Die Motorräder wurden eigens für diese Reise umgebaut. Wir erhalten von den beiden täglich Informationen über den Reiseverlauf, so dass wir stets bestens informiert sind. Diese Infos werden u.a. auch in einer Homepage veröffentlicht.
Anbei aber erstmal der entsprechende Link und unten dann noch die erste Pressemitteilung: http://www.zweiradcenter-bernhardt.d...sienreise.html
Pressemitteilung
Wenn am 1. August 2009 die beiden Lößnitzer Rene und Andy Bernhardt zu ihrer 25000 km Tour Richtung Osten und Zentralasien aufbrechen, satteln sie natürlich nicht Kamele.
Sie vertrauen ihren KTM 990 Adventure, die die Beiden für die Extremtour mit speziellen Änderungen und eigens angefertigten Spezialteilen fit gemacht haben. Das dieses Vorhaben absolut außergewöhnlich ist sieht man schon an den Eckdaten: 19 Länder in 2 Monaten, 6 Gebirgsketten bis 2500 m, 3 Wüsten, Flussdurchfahrten, Steppen, endlose Offroadkilometer, riesige Städte mit den unterschiedlichsten Kulturen und das alles ohne riesiges Team und Begleitfahrzeug. Eine Mischung von Reise, Abenteuer und Rallye, auf jeden Fall jedoch die totale Herausforderung.
Auch die Fahrer mussten Impfungen und ärztliche Untersuchungen über sich ergehen lassen und auf das eine oder andere Bier verzichten, fit sein ist wichtig unterwegs in unbekanntem Land.
Seit über einem Jahr laufen die Vorbereitungen, wobei ein wesentlicher Teil für die Einholung von Visa, Zollerklärungen und anderen bürokratischen Hürden gespickt ist.
Die Tour wird Rene und Andy über Polen, Litauen, Lettland, Estland, Russland in die Mongolei führen. Ulan Bator, übrigens mit -2°C Durchschnittstemperatur die kälteste Hauptstadt der Welt, erreichen sie am 21.August. Die Tagesetappen von 500 bis 900 km sind straff geplant, Termine setzen Ein- und Ausreise in verschiedenen Staaten. Die Route in Asien führt meist über unbefestigte Pisten oder quer durchs Gelände. Über das Altaigebirge sind Pässe in 2500 m Höhe zu bewältigen, die Wüste Gobi mit extremen Temperaturunterschieden wird eine weitere Belastungsprobe.
Der Rückweg führt aus der Mongolei über Russland, Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, den Iran, Aserbaidschan, Georgien, die Türkei, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Slowakei, Tschechien zurück in das Erzgebirge. Ein großer Teil des Weges führt dabei über die legendäre Seidenstraße, jenem legendären Handelsweg, mit dem schon im Mittelalter das alte Europa mit dem geheimnisvollen mittleren und fernen Osten verbunden war.
Natürlich sind auf der Tour Ruhetage geplant, schließlich wollen die beiden Motorradfahrer auch genügend Eindrücke von der Kultur der bereisten Länder mitbringen. So sind Aufenthalte in St. Petersburg, Jekatarienenburg, Novosibirsk, Ulaan Baatar, Samarkand, Buchara, Istanbul und Burgas geplant. In Tiflis (Tiblissi) besucht Rene die Tochter seines Russischlehrers, in Istanbul wird ein örtlicher Motorradclub den beiden Lößnitzern die Stadt am Bosporus zeigen.
Wer nun fragt, warum tun sich die Beiden so eine Tor-Tour an? Rene, der sich durchaus zu den Fahrensleuten zählen kann, die einst Klacks so bewunderte, erfüllt sich mit der Tour einen Lebenstraum. Außerdem ist die Fahrt in den fernen Osten Härtetest für Mensch, Material und das selbst entwickelte nützliche Zubehör für die KTM Adventure, ein an sich schon perfektes Motorrad. Für Sohn Andy, er hat gerade seine Lehre als Kfz-Mechatroniker frühzeitig beendet, ist die Reise Belohnung und ein weiteres Highlight in einem abenteuerlichen Motorradleben.
Die Rückkehr ist ebenso spektakulär, wie die gesamte Reise.
Am 3. Oktober treffen die beiden Windgesichter im heimatlichen Erzgebirge ein und fahren direkt in die „Linde“ Affalter, Kultschuppen für alle Musikfans.
Die Beiden versprechen, dort die ersten Eindrücke ihrer Reise zu schildern, und werden sich dann, nach 25 000 Kilometern über einen begeisternden Empfang freuen!
Seien wir also gespannt, ob das Vorhaben gelingt...
Viele Grüße vom champjens. |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Sa, 15. Aug 2009, 22:31 Titel: [b]1. Tagebucheintrag Asien Express[/b] |
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Tagebuch Rene und Andy Bernhardt
1. Seite vom 3. August 2009
Wir haben die ersten Mitteilungen von unsren beiden Fernreisenden erhalten.
Die erste SMS schickte Rene aus den Masuren, am Sonnabend um 23.15 Uhr.
Die Beiden haben den ersten Tag gut überstanden. Allerdings waren sie aufgrund der letzten stressigen Tage und der langen Fahrt (ca. 900 km) ziemlich müde.
Dazu muss man wissen, dass in den Masuren die Straßen eher schlecht sind, auch Fernstraßen sind oft schmal und kurvenreich. Sicherlich hat die wunderschöne Landschaft im ehemaligen Ostpreußen die Zwei für die Strapazen etwas entschädigt.
Ein paar Kleinigkeiten gab es an den Motorrädern und der Gepäckunterbringung zu verbessern. So erwiesen sich die außen angebrachten Ersatzreifen als nicht sehr vorteilhaft.
Die erste Nacht in Litauen verbrachten Rene und Andy im Zelt, es war ziemlich kühl im Schlafsack meinte Rene. Sie legen derzeit etwa 200km im Zeitplan zurück.
Die Tour führte heute bis 200 km vor Tallin in Estland. Die Leute am Wegesrand erwiesen sich als überaus freundlich, beim Weiterfahren hat ein frundlicher herr sogar seine Mütze geschwenkt.
Heute sind die beiden KTM Treiber gut voran gekommen und übernachten ca. 80 km vor Russland in einem kleinen Ferienzentrum am Peipussee ( www.tiirikoja.ee ). Der Peipussee, ist der fünftgrößte See Europas und mit 3555 km² Fläche siebenmal größer als der Bodensee. Da er durchschnittlich nur 8m tief ist, wird das Wasser bis zu 22 °C warm. Sicher haben die beiden Bernhardts noch ein erfrischendes Bad genommen…
von Claus Uhlmann |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Sa, 15. Aug 2009, 22:33 Titel: 2. Tagebucheintrag Asien Express |
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Tagebuch Rene und Andy Bernhardt
2. Seite vom 6. August 2009
Inzwischen haben Rene und Andy St. Petersburg erreicht, der Grenzübertritt nach Russland ist gut gelaufen, zweieinhalb Stunden sind laut Rene’s Kommentar o.k.
Allerdings mussten sie erstmals „Maut“ bezahlen, wahrscheinlich hätte die Grenzpassage sonst noch länger gedauert.
In St. Petersburg sind die Beiden für 150 Dollar pro Nacht in einem Hotel untergekommen, Grund genug, nur eine Nacht zu bleiben.
Am Sonntag besuchten unsere Abenteurer den geografischen Mittelpunkt Europas.
Den berechnete das nationale Geografieinstitut Frankreichs 1989 als Masseschwerpunkt. Er liegt im Dörfchen Purnuskes in der Nähe von Vilnius/Litauen.
Im Übrigen fanden die beiden Bernhardts Nord Polen und die baltischen Länder sehr schön, während in Russland noch nicht viel Schönes zu sehen war.
Eine weitere SMS erreichte uns gestern um 13.09 Uhr, in St. Petersburg nieselte es.
Den nördlichsten Punkt erreichten Andy und Rene mit 60° 0,337’ nördl. Breite und 32° 9,483’ östl. Länge in der Nähe vom Ladogasee. Dieser See wurde bei der Belagerung von Leningrad, heute wieder St. Petersburg im 2. Weltkrieg bekannt. Da die deutsche Wehrmacht die Stadt an der Newa praktisch eingeschlossen hatte, wurde der vereiste Ladogasee die Lebensader der Stadt, über die vorrangig Lebensmittel und Brennstoffe in die Stadt gebracht wurden. Trotzdem fielen Zehntausende Einwohner der Belagerung zum Opfer.
In St. Petersburg endete die erste Etappe der Asientour, eigentlich war ein Aufenthalt in der Stadt geplant, um eine Stadtbesichtigung zu machen. Aber irgendwas sorgte für eine Planänderung. Um 21.07 Uhr trudelte die Nachricht ein, die beiden KTM fuhren heute an der Wolga entlang Richtung Kirow. „Es ging schlecht voran, irgendwie nicht unser Tag“, so der Kommentar. Vorstellbar ist, dass der Straßenzustand schlechter ist, als erwartet und so ein zügiges Vorankommen verhindert. Immerhin ist das Wetter gut, das erste Mal Sonnenschein in Russland. Heute ist für unsere beiden Windgesichter auch eine Premiere, sie verbringen die erste Nacht im Wald. Bleibt zu hoffen, dass sie ruhig war und wir bald wieder Neuigkeiten aus den Weiten Russlands hören…..
von Claus Uhlmann |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Sa, 15. Aug 2009, 22:39 Titel: [b]3. Tagebucheintrag Asien Express[/b] |
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Tagebuch Rene und Andy Bernhardt
3. Seite vom 9. August 2009
Die Mail vom Freitag (07.08.2009), abends gegen 20.25 angekommen, schickte Rene vom Rand eines Getreidefeldes ab. Er und Andy saßen am Lagerfeuer und waren beim Essen. Die Fahrstrecke betrug fast 800 km, ein harter Tag, zumal das Wetter nicht gerade sommerlich war, immer wieder Regenschauer, kaum Sonne und Temperaturen zwischen 10 und 15° C. Allerdings gab es auch genug Eindrücke am Wegesrand: Reiter, die ihre Kühe eintrieben oder eine riesige Stretchlimousine, die auf einer unbefestigten Dorfstraße eine Braut zur Hochzeit fuhr. Begegnungen, die einmal mehr zeigen, welch kontrastreiches Land Russland ist.
Eine Nachricht am 8. August 2009 um 11.31 Uhr zeigt die „kleinen“ Probleme, die immer wieder für Verzögerung sorgen. Mitten in Russland fehlt bei einer Flussquerung weit und breit eine Brücke, auf die Fähre müssen die zwei warten. Dazu üble Wege, Rene schreibt von Höchstbelastungen fürs Material, es geht nicht voran. Die Straßen sind mit bis zu 5 cm hohem nassen Feinstaub bedeckt, der die Straßen gefährlich glatt werden lässt. Dazu werden unsere beiden Fahrensleute von üblen Stichen geplagt, die russischen Insekten werden wohl gierig auf das „Importblut“ sein. Also werden nicht nur die beiden KTM aufs höchste belastet, auch für die Fahrer geht es um Höchstleistungen!!!
Die Tagesetappe müssen Andy und Rene gegen 21.25 Uhr völlig durchnässt ca. 100 km vor Perm abbrechen. Die Temperaturen gehen in den einstelligen Bereich, ein eisiger Nordwind und 9° C sind alles andere als ein Sommer-Reisewetter.
Die Stadt Perm ist übrigens die östlichste Millionenstadt Europas. Gegründet aufgrund von Kupfererzfunden in Jahre 1723 zählt sie heute über eine Million Einwohner. Da sie zu Zeiten der Sowjetunion ein Zentrum der Rüstungsindustrie war, galt Perm bis 1991 als „verbotene Stadt“ für Ausländer. In der Nähe gibt es für Literaturfreunde das Dr. Schiwago Haus, ein ländliches Anwesen. Hier spielte der berühmte Roman von Boris Pasternak, der auch verfilmt wurde.
Heute, am Sonntagabend (09.08.2009) haben die Beiden mit Jekaterinburg ihr erstes Etappenziel in Asien erreicht. Zum Glück zeigte sich das Wetter von der schönen Seite. Allerdings stellte sich ein weiteres Problem ein, das Geld ist den Zwei ausgegangen, keine Geldkarte funktionierte an den Automaten. Und natürlich hatte keine Bank auf. So mussten 20.-$ unter Mühen getauscht werden. Das Hotel erreichten sie mit dem letzten Tropfen Benzin. Beim Finden des Hotels bekamen Rene und Andy Hilfe von einer Rockergang, die sie angesprochen hatten. Sonst hätte sich die Hotelsuche schwierig gestaltet.
Jekaterinburg ist die viertgrößte Stadt Russlands und liegt ca. 20 km östlich der imaginären Trennlinie zwischen Europa und Asien. Die Stadt ist nach Moskau und St. Petersburg die drittwichtigste Region Russlands, es gibt sogar Generalkonsulate einiger Staaten, darunter auch Deutschland.
Bekannt wurde die Großstadt unter anderem, weil nach der Oktoberrevolution von den herrschenden Bolschewiki Zar Nikolaus der Zweite mitsamt seiner Familie umgebracht worden ist.
von Claus Uhlmann |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Sa, 15. Aug 2009, 22:41 Titel: [b]4. Tagebucheintrag Asien Express[/b] |
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Tagebuch Rene und Andy Bernhardt
4. Seite vom 12. August 2009
Nach einem Tag Aufenthalt in Jekaterinburg haben unsere KTM Treiber ihre Reise am Dienstag (11.08.2009) fortgesetzt. Sie unternahmen einen Abstecher nach Irbit, etwa 200 km Richtung Norden. Diese Stadt, im 18. und 19. Jahrhundert ein wichtiger Handelsplatz, verlor mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn ihre Bedeutung, da die Bahnstrecke an der heute ca. 42.000 Einwohner zählenden Stadt vorbei führte. Unter den vielen Betrieben, die während des zweiten Weltkrieges aus dem europäischen Teil der Sowjetunion evakuiert werden mussten, war auch ein Werk, welches heute viele Motorradfahrer kennen.
Denn hier werden die urigen Ural Gespanne gebaut, die auch in Deutschland eine treue Fangemeinde haben. Urahn war die BMW R 71, bereits in den 30er Jahren als Molotov in der UdSSR gefertigt. Wahlweise mit Rückwärtsgang und Seitenwagenantrieb hat es auch Gene der in Eisenach gebauten BMW R 75. Ein Oldtimer der heute noch, inzwischen in vernünftiger Qualität in Irbit produziert wird. Das Werk haben Rene und Andy also besucht, sicher werden sie bei ihrer Rückkehr Vergleiche ziehen können, allerdings werden sie mit ihren modernen Maschinen aus Österreich zufriedener sein.
Ebenfalls am 11.08.2009 erhielten wir um 17.47 Uhr eine SMS, „Heute ist der schönste Tag unserer Reise bisher“. Es folgten die Koordinaten: 65°44,283’ Ost und 56°59,591’ Nord. Wer auf der Karte nachschaut, merkt dass die beiden Windgesichter nun wohl die Hauptstraßen zwischen den größeren Orten verlassen haben und auf sibirischen Wegen mehr oder weniger in der Wildnis unterwegs sind. Abenteuer pur also, aber wie es scheint entspannender, als so manche „zivilisierte“ Großstadt.
Das Wetter ist nun endlich besser, über Omsk nehmen sie Kurs auf Novosibirsk. Heute (12.08.2009) kam die Meldung herein, „wir sind topfit, 400 km vor Omsk, es wird eine lange Etappe“.
Bisher „funkten“ die zwei Motorradabenteurer noch nichts über Pannen und Ausfälle. So haben sich bisher die gründliche Vorbereitung, das Zubehör und nicht zuletzt die bewährten KTM „Adventure“ als richtige Wahl erwiesen. Und die beiden Lößnitzer scheinen sich auch wohl zu fühlen auf ihrer Asien-Express-Reise
von Claus Uhlmann |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Sa, 15. Aug 2009, 22:42 Titel: 5. Tagebucheintrag Asien Express |
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Tagebuch Rene und Andy Bernhardt
5. Seite vom 12. August 2009 – Der schönste Tag bisher-
Inzwischen hat sich Rene zum ersten Mal per Telefon aus Sibirien gemeldet.
Das Erlebnis Motorradwerk Irbit und die anschließende Etappe sind für eine SMS Nachricht zu umfangreich, die Begeisterung über das Erlebte war Rene am Telefon anzumerken.
Nach ihrem Start am Vormittag des 11. August erreichten die beiden nach 200 Kilometern Irbit. Endlich spielte auch das Wetter mit - schon in Jekaterinburg schaute hinter den dunklen Wolken ab und zu etwas blauer Himmel hervor. Die Sonne schien mehr und mehr. Endlich hatte der Regen, der sie seit St. Petersburg immer wieder begleitete, aufgehört. Die Stadt Irbit empfing die beiden Lößnitzer freundlich, „irgendwie schöner“, so Rene. Allerdings war nach einer ersten Stadtrunde vom Motorradwerk nichts zu sehen, nur ein verfallener Industriekomplex fiel auf. Dort hingen ein Schild „Motorradmuseum“ und ein großes „Ural“-Poster, so fuhren die Zwei zurück Richtung Motorradmuseum. Nach Begleichung des Eintritts sahen sie sich dort um und versuchten der Frau an der Kasse mittels Übersetzungscomputers klar zu machen, dass sie eigentlich das Uralwerk besuchen möchten. Nachdem sie 30 Rubel zusätzlich berappten, öffneten sich drei weitere Türen. Was sie dann sahen, ließe das Herz jedes Motorradkenners höher schlagen. Ca. 30 komplette Fahrzeuge, dazu noch mal so viele Motoren zeugten davon, dass es auch in Irbit eine interessante Motorradentwicklung gab. Ein Vierzylinder-Sternmotor auf Basis der BMW Boxermotoren, sogar ein schätzungsweise 30 Jahre altes Quad fanden die Bewunderung von Andy und Rene. Besonders für die unwegsamen Weiten in Sibirien schien ein sechsrädriges Geländemobil mit Allradantrieb und großen Ballonreifen gebaut zu sein, alles samt Fahrzeuge, die hier in Deutschland völlig unbekannt sind.
Trotz des interessanten Museumsbesuchs ließ besonders Andy nun erst recht nicht locker in Sachen Motorradwerk. Im wahrsten Wortsinne in den Büschen versteckt fanden die Bernhardts schließlich einen Ural auf drei Stahlstelzen. In der Nähe ein völlig verfallenes Gebäude, mit kaputten Fensterscheiben und offen stehenden Türen, aber mit dem „Ural“ Schriftzug. Das sollte doch nicht etwa……?????
Also hinein und tatsächlich, ein Pförtner und ein Sicherheitsmann, die noch dazu ein paar Brocken deutsch und Englisch konnten, bestätigten, dass dies das Ural Motorradwerk ist. Nachdem Beide klargemacht hatten, dass sie gerne das Werk besichtigen möchten, setzte der Sicherheitsmann alle Hebel in Bewegung. Nach einer Stunde erschien die Assistentin der Geschäftsleitung und fragte die zwei in gutem Englisch aus. Einige Sicherheitsfragen und zwei Telefonate mit dem Geschäftsführer und zwei Lößnitzer betraten das legendäre Uralwerk in Irbit! Rene, so schien es am Telefon, konnte das zu dem Zeitpunkt noch gar nicht richtig fassen.
Während des Rundgangs erfuhren sie mehr über den riesigen, heute verfallenen Industriekomplex - eine Stadt in der Stadt, früher mit eigener Kaufhalle und eigenem Krankenhaus. 10.000 Beschäftigte produzierten pro Jahr 100.000 Motorräder, heute sind es nur noch 20 Mitarbeiter. Sie stellen, vor allem für den Export in die USA und nach Kuba 100 Maschinen monatlich her, zur Zeit nur noch 50.
Durch die Produktionshalle wurden Andy und Rene vom Produktionsleiter persönlich geführt. Er beantwortete ihnen alle Fragen, auch mit den Arbeitern konnten beide reden. Von der Motorenmontage über den Prüfstand bis zur Endmontage von Motorrädern und Seitenwagen durfte alles besichtigt und fotografiert werden. Beeindruckt waren die Bernhardts von den verbauten Komponenten: Brembo Bremsen, Domino Armaturen oder Denso Zündungen und Lichtmaschinen sind bester Standard im Motorradbau. Im Gegensatz zu manchen Berichten in der Presse von lieblos zusammen geschusterten Gespannen bauen in Irbit arrangierte und motivierte Mitarbeiter Motorräder mit klassischem Äußeren und solider Technik. Sie erhalten die Marke mit den sehr begrenzten Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen.
Nach diesem tollen Erlebnis fand der Tag einen perfekten Abschluss in Tjumen, einer modernen Großstadt mit ca. 500.000 Einwohnern. Die Stadt, gegründet 1586 als ein Kosakenfort zur Sicherung der Region gegen Steppennomaden, liegt an der Hauptstrecke der transsibirischen Eisenbahn. Interessant sind die Temperaturen. Im Sommer wird es bis zu 38°C heiß, im Winter sinkt das Thermometer schon mal bis auf -50°C! Das liegt am Kontinentalklima, welches unsere beiden Abenteurer nun auf der weiteren Tour begleitet.
Auf dem ersten richtigen Zeltplatz fanden Rene und Andy ihre wohlverdiente Ruhe. Die Betreiber, selbst eingefleischte Offroadfans mit umgebauten Lada NIVA und GAS Jeeps als Sportgeräte, lieferten fertig gehacktes Holz fürs Lagerfeuer und nahmen für die Übernachtung am nächsten Morgen kein Geld.
So ließen die beiden ihren bisher schönsten Tag vor ihrem Zelt an einem See in Tjumen/Sibirien beim Schein des Lagerfeuers ausklingen.
von Claus Uhlmann |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Sa, 15. Aug 2009, 22:43 Titel: [b]6. Tagebucheintrag Asien Express[/b] |
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Tagebuch Rene und Andy Bernhardt
6. Seite vom 13. August 2009
Heute am Donnerstag um 11.30 Uhr MESZ, haben Andre und Rene Nowosibirsk, die Hauptstadt Sibiriens erreicht.
Die drittgrößte Stadt Russlands zählt heute 1,4 Millionen Einwohner. Gegründet wurde die Stadt 1893, hier querte die Transsibirische Eisenbahn den mächtigen Fluß Ob. Da viele Arbeiter zum Bau der Bahn und der Brücke nötig waren, entstand aus einer kleinen Siedung schnell eine Stadt, die später das Industrie und Wissenschaftszentrum der Sowjetunion wurde. Die Brücke wurde während des Bürgerkrieges 1919 zerstört, trotzdem war Nowonikokajewsk, wie die Stadt nach dem letzten russischen Zaren hieß, in ihrer Entwicklung nicht zu bremsen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Industriebetriebe aus Westrussland vor den deutschen Truppen nach Nowosibirsk evakuiert.
Heute hat die Stadt eine Metro, das 30 km südlich vom Stadtzentrum gelegene Akademgorodok ist das Zentrum der Akademie der Wissenschaften in Sibirien.
Bis hier haben Rene und Andy bereits 6.746 km zurück gelegt. Auf der Etappe am 12. August fuhren sie 875 km, für Schlaf war nur 5 Stunden Zeit.
Für heute sind ca. 700 km geplant, da für Freitag oder Sonnabend die Einreise in die Mongolei geplant ist. Somit liegen sie sehr gut in der Zeit, zu ihrem Zeitplan haben sie bereits zwei Tage Vorsprung.
In Nowosibirsk trafen sie coole Menschen. Ein Techniker von einer russischen Band, die dort gerade aufbaute, unterhielt Andy glatte 20 Minuten in allen möglichen Sprachen. Als sie auf ihren KTM davon fuhren sagte er „vieel GL…i…ck au..f Reise“, einfach toll. Auch einige Schweizer, die mit der Transsib durch Sibirien fuhren, sprachen sie an und wünschen viel Glück.
Das werden die beiden Windgesichter brauchen, die Strecke geht nun über das Altaigebirge, „endlich Berge“, darauf freuen sie sich. Allerdings werden die Wege sicher nicht einfacher zu fahren sein. Die Erlebnisse mit den sibirischen Menschen haben unsere zwei aber irgend wie verzaubert, seit Irbit klingen die Mitteilungen anders - anscheinend machen die Erlebnisse mit Land und Leuten die Anstrengungen mehr als wett.
So lassen sich wohl auch gelegentlichen Abzocken wie z.B. 10 Dollar für zwei Schaschlik mitten in Sibirien eher verschmerzen.
von Claus Uhlmann |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : So, 16. Aug 2009, 20:14 Titel: Abstecher zum Ural Werk in Irbit |
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Ich hab da mal noch nen interessanten Audio Bericht vom Abstecher ins Ural Werk in Irbit am 12.08.2009...
Siehe hier:
http://www.youtube.com/watch?v=1dgpXiSAbAs |
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Tiefenrausch LC8 Junkie
Anmeldungsdatum: 11.07.2006 Beiträge insgesamt: 308 KTM LC8 Adv 950, 2003 → 78.000 km
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Verfasst am : Mo, 17. Aug 2009, 15:05 Titel: |
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Schöner Bericht - wäre auch gerne dabei - die Tagesetappen (km) scheinen allerdings schon ziemlich heftig zu sein
Gruß aus dem Büro bei 29,5 Grad
Götz |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Mo, 17. Aug 2009, 20:34 Titel: Start-Video |
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Hallo Leute - das wird noch heftiger - wartet mal den nächsten Tagebucheintrag ab - voll krass...
Aber erstmal das Tour-Start-Video - habsch heut bei Youtube reingestellt - hier die Adresse:
http://www.youtube.com/watch?v=H8t-QwQ9YxA
Viele Grüße vom Champjens. |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Mo, 17. Aug 2009, 22:11 Titel: 7. Tagebucheintrag |
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Tagebuch Rene und Andy Bernhardt
7. Seite vom 16. August 2009
Inzwischen haben unsere zwei Windgesichter die mongolische Grenze überschritten, anscheinend ohne Probleme, jedenfalls schien die Grenzpassage nicht weiter erwähnenswert.
Die SMS, die am 15. August um 03.02 Uhr MESZ ankam, klang allerdings nicht gerade beruhigend: „Der absolute Supergau! Es schneit! So eine Scheiße. Wir müssen weg hier, bevor die Straßen zu sind. Ich denke es ist August!? So richtig zum Lachen ist das nicht …“
In der nächsten Nachricht, gegen 17.00 Uhr unserer Zeit, kam die Nachricht: „der heutige Tag war brutal!“ Ein Vorankommen und Orientieren auf der geplanten Route über Nebenstraßen war unmöglich. Die Bernhardts mussten umkehren und die „Hauptstraße“ Richtung Ulan Bator nehmen. Diese Strecke war eigentlich für den Rückweg aus der Mongolei geplant. Immerhin steht am Ende der Nachricht: “Sonst alles OK“. - Doch etwas beruhigend...
Sicherlich ist auch die Hauptstraße in die mongolische Hauptstadt nicht mit unseren Straßen vergleichbar. Die Mongolei ist eines der am dünnsten besiedelten Länder der Erde, von den knapp drei Millionen Einwohnern lebt ein Drittel in Ulaan Baatar, oder auf russisch Ulan Bator. Im Land leben pro km² statistisch 1,9 Einwohner, in Deutschland teilen sich 230 Einwohner einen km². Kein Wunder, dass es ein eher spärliches Straßennetz gibt.
Was das heißt erfahren, im wahrsten Sinne des Wortes, nun Andy und Rene. Über zwei Pässe in 2.500 m Höhe hat der Schnee die Wege fast unpassierbar gemacht. Die schwer beladenen KTM Adventure versinken im Schlamm, ein Weiterkommen ist nur mit vereinten Kräften möglich. Die vorderen Kotflügel mussten abmontiert werden, die Räder hatten sich mit Dreck völlig zugesetzt. Dazu Flussdurchfahrten mit 50 cm Wassertiefe, Rene meinte „anscheinend werden die Aufgaben härter“. Da sind 200 km in 10 Stunden am Sonntag (16.08.2009) fast schon gut.
Trotzdem haben die beiden Lößnitzer noch ein Auge für die Umgebung und können dieser Extremtour noch positive Seiten abgewinnen. „Die Landschaft ist wunderschön, Steinadler ziehen ihre Kreise, vereinzelte Jurtencamps finden sich am Straßenrand. Viehherden kreuzen den Fahrweg“, kaum zu glauben, dass die zwei noch die Schönheit der Strecke genießen können. Gestern, Sonnabend (15.08.2009) waren sie bei einer mongolischen Familie zu Gast und aßen gemeinsam am 30 cm hohen Tisch. Schade, dass sie nicht berichteten, was es leckeres zu essen gab, oder war es eher gewöhnungsbedürftig für erzgebirgische Mägen? Sicher ist, dass die Nomaden in der Mongolei ausgesprochen gastfreundlich sind und sicher ein Festmahl aufgetischt haben. Das in der Mongolei andere Gesetze gelten, zeigte sich als am nächsten Morgen der 13jährige Sohn des Hausherrn mit dem Familien „Wolga“ zum einkaufen fuhr. Allerdings ist auch unwahrscheinlich, dass er mit Gegenverkehr und ähnlichen Widrigkeiten Probleme gehabt haben wird….
von Claus Uhlmann |
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FlameDance  Sponsor
Anmeldungsdatum: 04.10.2006 Beiträge insgesamt: 5523 KTM LC8 Adv 950, 2005 → 47.000 km KTM LC8 SE 950, 2006 → 50.000 km
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Verfasst am : Di, 18. Aug 2009, 13:59 Titel: |
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Zitat: | kaum zu glauben, dass die zwei noch die Schönheit der Strecke genießen können |
In der Tat. Sieht man bei solch einer Kilometerfresserei überhaupt etwas von den durchfahrenen Ländern, abgesehen davon, was in den Augenwinkeln vorbeirast?  _________________ Im Falle eines Falles ist richtig fallen alles.
Right of way is a trainable skill. (Do not apply in Europe.) |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Di, 18. Aug 2009, 20:13 Titel: |
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Die Antwort auf die letzte Frage werden wir wohl fühestens am 03.10.09 in der "Linde" in Affalter bekommen, wenn die große Ankunftsparty steigt und die Jungs live in den Tanzsaal einfahren --> siehe auch www.zurlinde-affalter.de ...  |
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floh Tremalzobezwinger
Anmeldungsdatum: 18.08.2009 Beiträge insgesamt: 186 KTM LC8 Adv 990, 2008 → 23.000 km
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Verfasst am : Mi, 19. Aug 2009, 9:08 Titel: |
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sicher pipifein ein solche tour - daumen drücken das sie im zeitplan bleiben _________________ dumm ist der der dummes tut www.hofinger.mobi |
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champjens Schlammspringer
Anmeldungsdatum: 15.08.2009 Beiträge insgesamt: 149 KTM 690 Duke R
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Verfasst am : Mi, 19. Aug 2009, 22:29 Titel: 8. Tagebucheintrag |
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Tagebuch Rene und Andy Bernhardt
8. Seite vom 19. August 2009
Auf der letzten Tagebuchseite berichteten unsere beiden Weltenbummler von einem Essen mit Einheimischen. Auch in der SMS von 17. August, eingegangen 4.47 Uhr (entspricht etwa 11.00 Uhr mongolischer Zeit) meint Rene; Leute Super – unglaubliche Geschichten erlebt.
Am nächsten Tag, um 17.00 Uhr mongolischer Zeit, haben schlechte Erfahrungen anscheinend das Bild etwas getrübt - von der Gastfreundschaft der Mongolen ist nicht viel zu spüren, die zwei werden sogar in der Bank beschissen – O-Ton SMS. Sie mussten sich mit Faustschlägen aus einem Handgemenge befreien, das ganze Dorf schaute dem Spektakel zu, wie der Typ die beiden Lößnitzer anmachte. „Die Leute lassen sich schlecht einschätzen“ meint Rene Bernhardt dazu. Gut, Spitzbuben und Halsabschneider gibt es überall, bleibt zu hoffen, dass beide nicht so schnell wieder in eine solche Situation kommen.
Allerdings folgt immer der Kommentar: „sonst alles OK“. Von Stürzen und Pannen sind die zwei und ihre Maschinen bisher verschont geblieben, noch dazu herrscht Postkartenwetter.
In der letzten SMS von heute um 17.07 Uhr (ca. 23.00 Uhr Ortszeit) haben beide, einmal mehr, einen harten Tag hinter sich, beide sind mit sich beschäftigt. Andy hat starke Kopfschmerzen. Die Strecke ist mit den schwer beladenen Motorrädern schwierig zu befahren und extrem gefährlich. Harte Arbeit für die Motorradfahrer. Hier sollte mal erwähnt werden, dass Andy noch relativ wenig Erfahrung hat, klar mit knapp 20 Jahren! Allerdings zahlt sich die Kondition und gute Vorbereitung der beiden aus.
Immerhin standen 300 km Steppe auf dem Tagesprogramm. Steinwüste, Sand - die Ausläufer der Wüste Gobi lassen grüßen. Und das alles bei 1.500 bis 2.000 Höhenmetern. Eigentlich nur vergleichbar mit bekannten Wüstenrallyes, nur das auf die beiden Bernhardts kein Helferteam und kein Versorgungstruck wartet. Zwei Nächte in der Steppe übernachten, saukalt übrigens, heißt auch Zelt auf- und abbauen, Essen machen, alles in Alleinregie. Dann entschädigen aber ein traumhafter Sonnenuntergang und ein Sternenhimmel der von keinem Lichtschein einer Ansiedlung getrübt wird.
Ein Besuch von Kamelen zum Frühstück ist dann noch eine willkommene Abwechslung. Hauptsache, die Viecher waren nicht allzu verfressen!
In zwei Tagen oder 700 km werden die beiden Ulan Bator erreichen, dort wird auch Gelegenheit für eine Schadensbilanz sein.
von Claus Uhlmann |
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